75 Jahre Fastnacht 

Sportvereinigung Amöneburg

Chronik 1948 bis 2023

Am 01.Februar 1948 startete die erste Kappensitzung der SVA in den Räumen der DyckerhoffKantine Amöneburg. Der erste Sitzungspräsident Ludwig Barthel und seine Komiteemitglieder legten den Grundstein für eine Abteilung der Sportvereinigung Amöneburg, welche sich bis heute durch gute und schlechte Zeiten behauptet hat. In den Anfangsjahren waren die Amöneburger Fastnachter sehr aktiv. Zu dem aktiven Kreis gehörten ein Damen- und Herrenballett, die Gesangsgruppe Kameruner Hofsänger, später die Burgeros, eine Schuhplattlergruppe und nicht zu vergessen ein Fanfarenzug, den unser Komiteemitglied Fritz Schindlauer ins Leben gerufen hatte. Auch war es eine Selbstverständlichkeit, dass die Sitzung mit einem Eröffnungsspiel begann. Hier nur einige von vielen Titeln. ,,Unter der roten Laterne herrscht auch Humol“,- eine Anspielung auf den damaligen Tabellenplatz der 1. Mannschaft oder ,,Die Raumfahrt vom Mond zur Erde" oder ,,Der goldene Schuss". Auch wurde einmal ein Gedankendurchleuchtungsgerät vorgestellt. Die Veranstaltungen der Fastnachtsabteilung die Kappensitzung und Maskenball waren immer ausverkauft. Beim Maskenball musste schon eine Stunde nach Saalöffnung ein Schild aufgestellt werden mit dem Hinweis ,,Für Sitzplätze wird nicht mehr garantiert“.

 

Auch in der Straßenfastnacht waren die Amöneburger sehr aktiv. lm Jahre 1953 wurden erstmals drei Motivwagen für den Rosenmontagszug in Mainz gebaut. Um diese Wagen bauen zu können, wurde beim Landwirt Philipp Müller manches landwirtschaftliche Gerät zerlegt und die Teile für die Fastnachtswagen verwendet. Der Schreiber bezweifelt, dass alle Teile wieder ihrem ursprünglichen Verwendungszweck zugeführt wurden und die Arbeitsgeräte je wieder verwendbar waren.

 

Eine alte Amöneburger Tradition, die „Klaa Kameruner Rekrutenvereidigung“ wurde noch bis Anfang der sechziger Jahre gepflegt. Am Fastnachtssonntag war Treffpunkt beim Frisör Schäfer Heine. Hier wurden die Rekruten fachgerecht schwarz gemacht und zu echten Kamerunern geschminkt. Der Sammelpunkt für die Teilnehmer war die Biebricher Straße, Gasthaus ,,Rheinlust" im Unterviertel. Angeführt von unserem Fanfarenzug marschierten die Rekruten durch Amöneburg zum alten Dyckerhoff Sportplatz. Dort leisteten die Rekruten ihrem Häuptling den Treueeid und sagten "allen Muckern und Philistern den Kampf“ an. Danach gab es aus der mitgeführten Gulaschkanone den wohlverdienten Schlag Erbsensuppe.

 

lm Jahre 1976 wurde das Fastnachtsgeschehen von der heißgeliebten Dyckerhoff-Kantine in die fertiggestellte Mehrzweckhalle der Johann- Hinrich- Wichern- Schule (Fröbelhalle) verlegt. Der Umzug brachte in den ersten Jahren viele Probleme mit sich. Eine davon war die Akustik, die mit einer Bahnhofshalle vergleichbar war. Durch viele geleistete Arbeitsstunden der Abteilung wurden die Wände mit Dämmplatten verkleidet und so eine bessere Akustik erreicht. Da die Mehrzweckhalle auch als Sporthalle genutzt wird, musste der Auf- und Abbau einer Narrhalla sehr zügig machbar sein. Für die Ausschmückung der Halle wurde von der Sportvereinigung und dem Turnverein Netze, Girlanden und andere Dekorationsmittel gekauft. Mit dem Umzug in die Mehrzweckhalle wurde auch die Bewirtung der Gäste übernommen. Die Organisation und Abwicklung der Bewirtung brachte eine Menge Mehrarbeit mit sich, die bis in die heutige Zeit mit viel Routine und Übersicht bewältigt wird. 2 Am Rosenmontag 1989 bekamen wir erstmals die Genehmigung der Stadt Mainz einen Sattelzug am Zugweg aufzustellen. Hier konnte das Komitee, sowie Freunde und Gönner des Vereins wetterunabhängig den Rosenmontagszug feiern. Ab dem Jahr 2001 konnten wir auch in Wiesbaden einen Auflieger aufstellen und sind nun in beiden Städten präsent.

 

 

Für unser 50-jähriges Vereinsjubiläum 1995 hatte sich die Fastnachtsabteilung viel vorgenommen. Durch die Mitgliedschaft bei der DACHO Wiesbaden konnten neue Bande geknüpft werden, die sich auf die Saal-, sowie auch auf die Straßenfastnacht positiv auswirkte. Zu unserer Jubiläumssitzung ist es uns gelungen die Prinzenpaare von Mainz und Wiesbaden, als auch das Wiesbadener Kinderprinzenpaar in unserer Narrhalla zu begrüßen. Dies wurde mit einem Kurzbericht vom Südwestfernsehen festgehalten. lm Jubeljahr wollte man auch mit einem Komiteewagen an den Umzügen in Wiesbaden und am Rosenmontag in Mainz teilnehmen. Für den Bau eines Komiteewagens wurden viele Arbeitsstunden geleistet. Da uns ein LKW-Anhänger nur kurzfristig zur Verfügung stand, musste der gesamte Aufbau im Baukastensystem erfolgen. Dies war auch wegen der späteren Lagerung sehr wichtig. Bei den Umzügen begleiteten uns die reaktivierten „Klaa Kameruner Rekruten“ sowie die Schweizer Guggemusiker aus Glarus.

 

 

lm Jahr 2000 ermöglichte uns ein großzügiger Sponsor den Kauf eines eigenen Komiteewagens, als auch den Erwerb neuer Komiteemäntel. Damit waren wir für die Straßenfastnacht bestens ausgestattet. In der Saalfastnacht gab es auch wieder Lichtblicke. So konnte die fast vereinseigene Playbackgruppe „Anni's Stammtisch“ große Erfolge feiern. Auch die neugegründete Tanzsportabteilung mit dem Kinderballett die ,,Eisbärchen", dem Gardeund Showballett ,,Die Tänzbärchen“, dem Tanzmariechen Katja Mühling und das TanzpaarJulia Braun und Thorsten Haus trugen tatkräftig zur Programmgestaltung bei. Die Tanzsportabteilung repräsentierte den Verein bei vielen Veranstaltungen in Nah und Fern. Auch bei den Umzügen in Mainz und Wiesbaden ist die Abteilung zahlreich vertreten.

 

 

In der Kampagne 2003 konnten wir unser 5x11 Fastnachtsjubiläum gebührend feiern. Das närrische Schlachtfest, Ordensfest und der Maskenball waren sehr gut besuchte Veranstaltungen, die nur noch durch die Jubiläums-Kostümsitzung übertroffen wurde. Höhepunkt der 55-jährigen Kampagne waren die Umzüge in AKK, Wiesbaden und dem Rosenmontagszug in Mainz, bei dem wir unsere Sportvereinigung und den Stadtteil MainzAmöneburg mit über 100 Teilnehmern bestens präsentiert haben. lm folgenden Jahr übergab Richard Mack nach über fünfzig Jahren in der SVA-Fastnacht seinen Abteilungsleiter-Posten an Georg Schuster jun. und somit in jüngere Hände. Durch die Präsenz unserer Tanzsportabteilung und gute Verbindungen zur Wiesbadener Narretei wurde die Leiterin der Tanzsportabteilung Katja Mühling mit Ehemann Marcus 2005, als Marcus l. und Katja 1., anlässlich des 55-jährigen DACHO-Jubiläums und unserem 60-jährigen Vereinsjubiläum zum Wiesbadener Prinzenpaar gewählt. Ein wahrer Höhepunkt in unserer SVA-Fastnacht, zumal auch der Kinderprinz Cameron l. aus unserer Fußballjugend stammte. 2006 war die Kampagne bestimmt vom ganz schwachen Besuch des traditionellen Maskenballs, was letztendlich dazu führte, diese hochkarätige Veranstaltung, die seit 1948 durchgeführt wurde, aus dem Programm zu nehmen.

 

 

Der Verlust des Maskenballs hat zum Glück unseren Aktivitäten nicht geschadet. Mit dem närrischen Schlachtfest, dem Ordensfest, der Kostümsitzung sowie der zusätzlichen 3 Zuwendung zur AKK-Fastnacht konnten wir weiter an Beachtung gewinnen und wurden mehr und mehr ernst genommen als fastnachtlicher Fußballverein.

 

 

Gegen Ende 2009 fühlte sich plötzlich unsere Tanzsportabteilung im Verein nicht mehr wohl. Obwohl mit allen Freiheiten ausgestattet, wie keine andere Abteilung, gab es im nächsten Jahr keine Einigung über einen Verbleib im Verein, die „hauptsächlich aber die Führung der Tanzsportabteilung“ zu verantworten hatte. So gab es am Ende eine blamable Trennung einer überaus erfolgreichen Zusammenarbeit. Aber auch dies schadete unserer Fastnacht keineswegs, denn wir hatten eine stabile Führung im Komitee und eigene Kräfte. Wie z.B. verantwortungsvolle Zugbegleiter, die Playbackgruppe ,,Anni's Stammtisch“ und den Ehrenrat, die gemeinsam mit den Sponsoren das Narrenschiff auf Kurs hielten. Auch die Bemühungen von Chef Georg Schuster für Nachwuchs im Komitee zeigten langsam Erfolge. Bedingt durch prima Saal-Veranstaltungen, vor allem durch hervorragende Sitzungen und der Straßenfastnacht gelang es nach Regisseurin Angela Schuth weitere vier Mitstreiterinnen in die Domäne der Männer im Komitee zu integrieren. 2012 wird dann auch Angela Schuth als erste Frau Abteilungsleiterin der Fastnacht und löste Georg Schuster jun. als ,,Chef“ ab.

 

 

Auch Rainer Meier gab sein Amt als Sitzungspräsident nach 22 Jahren erfolgreicher Arbeit nach seiner letzten Kostümsitzung 2013 in jüngere Hände an Marcus Sacher ab, der schon bei einigen Veranstaltungen seine Fähigkeiten unter Beweis gestellt hat.

 

 

Auch wurden in den letzten Jahren einige Investitionen getätigt. Das neue Bühnenbild ,,Circus Amöneburg“, die neue Hallendeckenperformance mit den Stoffen der Fastnachtsfarben, die neuen Komitee- und Marketenderwagen-Outfits geben unserem Erscheinungsbild eine klare Struktur zur Präsentation in der Kampagne.

 

 

Die Kampagne 2014 wurde mit einer AKK-Fastnachtskampagnen-Eröffnung, organisiert durch unseren Sitzungspräsidenten Marcus Sacher und seinem Komitee, gestartet. Neben nahezu allen Fastnachtsvereinen und Korporationen aus den Stadtteilen Mainz-Amöneburg, MainzKastel und Mainz-Kostheim waren auch die Oberbürgermeister der Landeshauptstädte Mainz und Wiesbaden sowie das Jubiläumsprinzenpaar der Kasteler Jocus Garde anwesend.

 

 

Durch die immer weiter steigende Besucherzahl an unserer Kostümsitzung in den vergangenen Jahren erfolgte aus Platz- und Organisations-Gründen im Jahr 2017 der Umzug von der Amöneburger Mehrzweckhalle in das Kasteler Bürgerhaus. Diese Entscheidung erwies sich bis zum heutigen Tage als richtig, da nun wieder eine Sektbar und eine „Hütchen“-Bar sowie ein großzügiger Verkaufsstand aufgebaut werden konnte.

 

 

Nach dem Zug der Straßenfastnacht 2018 in Wiesbaden wurde unsere traditionelle Amöneburger Fußgruppe die „Kameruner“ in den sozialen Medien dem Vorwurf des „Blackfacing“ ausgesetzt. Die Anfeindungen gegen unsere Gruppe waren so massiv, dass sich die Führungsriege entschied, eine seit 1948 bestehende Tradition, aufzugeben. Die Sicherheitsrisiken für die Fußgruppe, welche hauptsächlich aus Kindern, Jugendlichen und Frauen bestand, waren nicht einschätzbar. So gibt es seit der Kampagne 2019 unsere „vierfarbbunten Kameruner“, welche ein farbenfrohes in den Fastnachtsfarben gestaltetes Outfit erhalten haben. Die Nachfolgegruppe wird bei den Zügen durch die Straßen von AKK, Wiesbaden und Mainz sehr gut aufgenommen. 4 Das Aussehen wird durch einen roten Poncho mit Bommeln in rot, weiß, blau, gelb sowie mit vierfarbbunten Mützen, Handschuhen und Fußstulpen geprägt.

 

Nach 20 Jahren hatte der alte Komiteewagen ausgedient und wurde im Jahr 2020 durch einen neuen Komiteewagen ersetzt. Der eigenfinanzierte, durch Spenden und Zuschüsse unterstützte, Kauf kann als Meilenstein in der jüngsten Zeit unserer Amöneburger Fastnacht angesehen werden. Gebaut wurde der neue Stolz unserer Fastnacht vom Wagenbauer des Mainzer Carneval Verein Dieter Wenger und verbindet die Kombination von Fastnacht und Fußball, die beiden Grundgerüste unserer Sportvereinigung Amöneburg.

 

Nach dem corona-bedingten Ausfall der Saal- und Straßenfastnacht in den Jahren 2021 und 2022 erlebten wir Amöneburger Fastnachter bei unserer 2023er Kostümsitzung einen fulminanten Re-Start. Bei bester Stimmung mit grandiosem Programm und nur etwas weniger Sitzungsgästen leistete Sitzungspräsident Marcus Sacher und das Amöneburger Komitee hervorragende Arbeit.

 

 

Die Weichen für die Zukunft sind also sehr gut gestellt, die durch viele positive Abläufe der Vergangenheit gestärkt sind. Ganz stolz sind wir auf unsere Mitglieder und Freunde der SVAFastnacht, die seit 1992 bis heute, auch wenn es für die Kampagne 2023 aus Angst vor einem erneuten Veranstaltungsausfall keinen Orden gibt, unsere Fastnachts-Orden spenden und unsere Vereinskasse beträchtlich entlasten. Das ist in der, hiesigen Fastnachtsszene einmalig und einfach sensationell.

 

 

Diese erfolgreiche Geschichte hat natürlich einige Namen, denen man einfach mal Danke sagen muss. Neben Richard Mack und stellvertretend für viele Alt-Komiteeter, Ludwig Barthel, Hermannjosef Junglas und Willi Mahr, die die Grundsteine der SVA-Fastnacht seit 1948 gelegt haben und in der jüngsten Zeit, seit dem 50-jährigen Vereinsjubiläum 1995 gilt vor allem der Dank an Rainer Meier, der 22 Jahre als Sitzungspräsident hervorragende Sitzungen präsentierte. Sein Lieblingslied „Rot sind die Rosen“ und der „Haubentaucher“ sind in die Amöneburger Fastnachtsgeschichte eingegangen. Ebenso gilt unser Dank unserem Schlachtfest-lnitiator und Komiteeter Georg Schuster, sowie dem ehemailgen langjährigen Vorsitzenden Klaus Sacher, die gemeinsam mit vielen ehemaligen Komiteetern beim SVA in 75 Jahren große Fastnachtsgeschichte geschrieben haben.

 

Dies war ein kleiner Rückblick auf 75 Jahre Fastnacht bei der Sportvereinigung Amöneburg. Zum Schluss möchten wir noch erwähnen, dass die Fastnacht in dieser Größenordnung ohne die vielen Helfer und Sponsoren nicht mehr möglich wäre. Deshalb möchten wir uns im Namen des Komitees bei all denen herzlich bedanken, die dazu beigetragen haben unsere traditionelle Fastnacht über die vielen Jahre aufrecht zu erhalten.

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